II.2 Einfache Möglichkeiten der praktischen Bestimmung

von Trägheitsmomentes eines starren Körpers

 

II.2.1 Drehschwingung

 

Anhand einer Drehschwingung kann das Trägheitsmoment I eines Körpers um eine explizite Drehachse bestimmt werden. Hierfür wird nach Bild II.2.1 eine gut gelagerte Achse verwandt, an der eine Schneckenfeder befestigt ist. Der Körper kann mit Hilfe einer Halterung an der Achse fixiert werden. Die Feder wird durch eine Drehung um den Winkel j gespannt und erzeugt das rücktreibende Drehmoment M = - Dj , wobei DR das Richtmoment der Feder ist. Die Bewegungsgleichung bei Vernachlässigung der geringen Reibung lautet dann:

(II.2.1) Ij ’’ = - Dj , wobei I0 das Trägheitsmoment der Apparatur ist. Die hier angenommene Linearität des Richtmomentes DR der Feder gilt nur bei kleinem Auslenkwinkel j (Hookesches Gesetz)! Mit der Anfangsbedingung j (0) = 0 lautet die Lösung von (II.2.1) : ,

die Apparatur führt also eine harmonische Schwingung mit der Schwingungsdauer aus.

Befestigt man jetzt eine Kreisscheibe bekannter Masse M mit Radius R konzentrisch auf der Apparatur, so vergrößert sich das Trägheitsmoment auf I = I+ ½ MR= I+ IK und die Schwingungsdauer wird . Aus der Differenz T1- T0= 2p I/ DR läßt sich das Richtmoment der Feder und nach das Trägheitsmoment eines beliebigen Körpers bestimmen.

 

II.2.2 Messung des Trägheitsmoments

aus Beschleunigungsexperimenten

 

An einer gut gelagerten Achse mit einer zentriert angebrachten Spule mit Radius R wird der Körper befestigt und eine leichte, nicht dehnbare Schnur auf der Spule aufgewickelt. Bringt man am Ende der Schnur ein Massenstück an, wird der Körper durch die die Höhe h durchfallende Masse m in Rotation versetzt.

Das Trägheitsmoment kann mit Hilfe des Energiesatzes oder des Newtonschen Trägheitsprinzips bestimmt werden, wobei natürlich beim beschriebenen Versuchsaufbau das Trägheitsmoment der Apparatur ohne Körper bestimmt und subtrahiert werden muß.

 

Bestimmung des Trägheitsmomentes aus der Energieerhaltung

 

Durchfällt die Masse m die Höhe h, so gilt die Energiebilanz

 

mgh = ½ mve2 + ½ I w e2,

 

wobei die Endgeschwindigkeit ve des Massenstücks und die erreichte Winkelgeschwindigkeit der Scheibe w e über ve = R w e zusammenhängen. Daraus folgt

 

<=> .

Da die Zeit für eine Umdrehung Te =2p /w e problemlos meßbar ist, läßt sich somit das Trägheitsmoment eines beliebigen Körpers bestimmen.

 

Bestimmung des Trägheitsmomentes nach dem

zweiten Newtonschen Gesetz

 

Bei konstanter Beschleunigung a wird in der Zeit t die Höhe h = ½ at2 durchfallen. Auf die Masse m wirkt die Schwerkraft Fg und die Fadenspannung F=I a /R (a  = a/R Winkelbeschleunigung der Kreiselscheibe).

Nach dem zweiten Newtonschen Gesetz gilt

 

å F = Fg - Fk = ma

 

und folglich

 

Fk = m (g - a) = I a/R2 <=> , mit folgt

 

Nach Messung der Fallzeit der Masse m über die Strecke h läßt sich demnach die Trägheit des Körpers bestimmen.

 

 

Aus der Theorie des Kreisels ergeben sich Experimente zur Nutation, zur Präzession und zum Stoß auf den Kreisel. Die Ausführung der Versuche ist im Kapitel II.4 "Protokoll und Auswertung" ausführlich beschrieben. Weitere Hinweise zu den Versuchen stehen in Kapitel IV, der "Anleitung zum Versuch M 11 des Anfängerpraktikums".